Weg 1 Tafel 2 Chorherren am Triefenden Stein

Weg 1 Tafel 2

Übersichtskarte:Kulturwanderwege Markt Triefenstein

 

Informationen zum Weg 1 Tafel 2 Chorherren am Triefenden Stein


Kloster Triefenstein

Das Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein bestand von 1102 bis 1803. In diesen 700 Jahren standen ihm insgesamt 43 Pröpste vor. Das Stift, vermutlich auf Grund und Boden der Abtei Neustadt errichtet, nahm seelsorgerische Aufgaben in der Umgebung wahr, übte aber auch Dorf- und Grundherrschaft aus. Im späten Mittelalter bezog es Einkünfte aus 49 Ortschaften in der Umgebung, galt mithin als reichstes Kloster im Altlandkreis Marktheidenfeld.

Gründer und erster Vorsteher des Klosters war der ehemalige Dechant des Würzburger Neumünster-Stiftes Gerung. 1102 bestätigte der Würzburger Bischof die Gründung, 1123 erfolgte die päpstliche Bestätigung. Zur Erstausstattung des Klosters gehörten unter anderem die Fähre zu Lengfurt, zwei Drittel des Homburger Kallmuth und Pfarrrechte zu Homburg und Rettersheim. Zahlreiche Adelige dotierten das Kloster mit Huben, Gefällen und weiterem Grundbesitz in der Umgebung.

Tiefgreifende Erschütterungen machten um 1500 dem Kloster zu schaffen: Die Grafen von Wertheim beanspruchten die Vogteirechte über die drei Klosterdörfer Rettersheim, Unterwittbach und Wiebelbach. Propst Philipp von Breda übertrug daher die Vogtei an das Hochstift Würzburg. 1525 wurde das Kloster von aufständischen Bauern aus der Umgebung geplündert. Auch in der Zeit des 30jährigen Krieges stand die Canonie „leer und öd“, Propst Johannes Molitor und seine Mitbrüder waren vor den schwedischen Truppen geflüchtet. Als sie 1634 zurückkehrten, befand sich in der Kirche ein Pferdestall. Es folgten Wiederherstellung der alten Ordnung und Neuaufbau bis hin zum letzten Propst Melchior Zösch (1785-1803).

Mit der Säkularisation ging 1803 das Kloster in das Eigentum der damaligen Grafen von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg über, die es als zeitweisen Wohnsitz nutzten.

Ende 1985 erwarb die Christusträger-Bruderschaft das Kloster. Mit dem Einzug der ersten Brüder Ende April 1986 kehrte nach über 180 Jahren wieder klösterlich geprägtes Leben nach Triefenstein zurück.

Augustiner-Chorherren

Sie benennen sich nach dem Kirchenvater Augustinus, leben nach der Augustinerregel und legen die drei feierlichen Gelübde Gehorsam, Keuschheit und Armut ab. Entstanden sind sie in der Reformzeit des 11. Jahrhunderts. Geregeltes Klosterleben, Pflege des feierlichen Gottesdienstes sowie der Wissenschaften und priesterlicher Dienste stehen im Mittelpunkt. Der Begriff „Chorherr“ lässt sich vom gemeinsamen Gebetsdienst ableiten, den die Brüder im Chor der Kirche versehen, also dort, wo sich der Altar befindet.
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Christusträger-Bruderschaft

Die Christusträger-Bruderschaft ist eine evangelische ordensähnliche Communität. Die Bruderschaft entstand zusammen mit einer Schwesternschaft 1961 im südlichen Hessen. Sie leben in Gütergemeinschaft, Ehelosigkeit und im Gehorsam der Gemeinschaft gegenüber. Gelebtes Evangelium gehört ebenso zu ihrer Spiritualität wie das normale Arbeiten in der Berufswelt.

Die Klosteranlage ist nicht frei zugänglich und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Die Kulturwandernden werden gebeten, dies zu respektieren. Bitte informieren Sie sich deshalb vorab unter www.christustraeger-bruderschaft.org über die Zeitfenster, an denen die Klosteranlage für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
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Kloster-Triefenstein

Klosterkirche St. Peter und Paul

Die heutige Klosterkirche St. Peter und Paul wurde von 1687 bis 1694 erbaut. Als Baumeister wird Valentino Pezzani (gest. 1719 in Würzburg) vermutet, der auch für einen Teil der übrigen Klosterbauten nach 1700 verantwortlich zeichnet. Der einschiffige Gewölbebau mündet in einem kurzen fünfseitig geschlossenen Chor, der zwischen den beiden Türmen steht, unter denen sich der romanische Unterbau der Vorgängerkirche aus dem 12. Jahrhundert befindet. Unter dem letzten Propst Melchior Zösch (1783-1803) wurde die Kirche innen vollständig renoviert. Die Stukkaturen, die Altäre sowie die Kanzel schuf Materno Bossi (1739-1802); Beichtstühle, Chorgestühl, Tabernakel sowie die großen Heiligenfiguren (Augustinus, Burkardus, Aquilinus, Valentinus) des Hochaltars werden dem Würzburger Hofbildhauer Peter Wagner (1730-1809) zugerechnet; der kurtrierische Hofmaler Januarius Zick (1732-1797) vollendete 1786 die Deckengemälde, auf denen die Kirchenpatrone dargestellt sind: Verklärung der beiden Heiligen im Chor sowie im Langhaus die Schlüsselübergabe an Petrus, Paulus in Athen, die Bekehrung des Saulus und die Heilung eines Lahmgeborenen durch Petrus. Das Altargemälde von Oswald Onghers aus dem Jahre 1694 blieb erhalten. Die Kirche gilt als eines der letzten erhaltenen Werke „frühklassizistischer Dekorationskunst“ in Franken. Nach dem Erwerb des Klosters durch die Christusträger-Bruderschaft 1986 wurde die Kirche nochmals umfassend renoviert.

Fotos:
– Innenansicht, Chronik Trennfeld, S. 43 (Quelle: Ansgar Navratil)
– Propst Melchior Zösch, Chronik Rettersheim, S. 217 (Quelle: Christusträger, Bruder Bodo Flach)

Fotos:
– colorierte Federzeichnung, Chronik Trennfeld, S. 147 (Quelle: STAWt-F75 Nr. 410 Triefensteiner Chronik 1. Teil)
– colorierte Federzeichnung, Chronik Rettersheim, Frontispiz (Quelle: STAWt-F Karte 54)
– evn. einen Stich von F. Bamberger (Chronik Trennfeld, S. 39)
– Luftaufnahme (Chronik Trennfeld, S. 40; Quelle: Horst Otremba; Zum Einscannen als Foto vorhanden)
– Gemälde vom Gründer Gerung, Chronik Trennfeld, S. 36 (Quelle: STAWt-F, Rep. 75, Nr. 410; Foto zum Einscannen vorhanden).