Weg 2 Tafel 1, Triefenstein – Schlüssel zur Via Publica

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KuWaWe Tafel 1

Informationen zum Weg 2 Tafel 1, Triefenstein – Schlüssel zur Via Publica


Übersichtskarte: Kulturwanderwege Markt Triefenstein


Allgemeines

Starttafel: Triefenstein – Schlüsselstelle an der Via Publica

Im Zuge der Gebietsreform entstand 1978 der Markt Triefenstein aus den vier vormals selbstständigen Ortschaften Homburg, Lengfurt, Rettersheim und Trennfeld. Ihre Geschichte ist über sechs Jahrhunderte hinweg eng mit dem Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein verknüpft, das schließlich Pate für den Namen der neuen Gemeinde stand.

Homburg: Die Burg hoch über dem Main, 993 erstmals urkundlich erwähnt, stellte einen wichtigen Außenposten in der Machtpolitik der Würzburger Bischöfe dar.
Lengfurt: Die lange Furt, kommt mit der Klostergründung Triefensteins 1102 ins Licht der Geschichte.
Rettersheim: Vermutlich eine frühfränkische Siedlung eines Radheri, wird 1284 fassbar: Der Homburger Burgmann Heinrich von Reinstein überträgt sein Rettersheimer Freigut an das Kloster Triefenstein.
Trennfeld: Früher Trieffenvelt = das triefende Feld, zählte als Reichsgut zur Grundausstattung des 1007 gegründeten Bistums Bamberg. Kaiser Heinrich II tauschte es im Jahr 1017 gegen bedeutende Orte in Mittelfranken ein, die zum Bistum Würzburg gehörten.

Das Wappen des Marktes Triefenstein zeigt im unteren Teil zwei gekreuzte Schlüssel. Sie sind dem Wappen des gleichnamigen Klosters entnommen, dessen Kirchenpatrone Peter und Paul sind. Petrus wurden, nach katholischer Lehre, die Schlüssel zum Himmelreich übertragen.

Die Alt- und Fernhandelsstraße „Via Publica“ überquerte hier, am Fuße des Klosters, den Main – eine Schlüsselstelle: Sowohl bezogen auf die Schlüssel im klösterlichen Wappen als auch auf die „Via Publica“, die hier – vermutlich schon 839 – greifbar wird.


 

Triefender Stein

Triefender Stein

Triefender Stein

Namensgeber – der Triefende Stein
Anschaulicher kann die Namensgebung für einen Ort kaum sein. Sowohl Triefenstein als auch Trennfeld, früher Trieffenvelt, verdanken ihren Namen dem triefenden Wasser, das hier Richtung Main fließt. Sicher auch kein Zufall, dass das Kloster auf Trennfelder Gemarkung steht. Allein in der Nähe des Triefenden Steins gibt es drei Quellen. Ein Brunnen versorgte die Klosterbrüder mit Wasser. 1771/72 ließ der vorletzte Triefensteiner Probst, Friedrich III Eyrich, den Brunnen mit einer Steinmetzarbeit neu fassen und mit 33 Zentner Blei und zwei Zentner Messing neue Rohre ins Kloster legen. Das Wasser im nächsten Taleinschnitt, der Klingelbachschlucht, fließt zunächst durch den Lössboden in der Flur von Rettersheim und Altfeld, bevor es an der Oberkante des bewaldeten Main-Prallhanges in die Schichten der Röttone und Rötquarzit kommt. Dazu kommt Sickerwasser vom Bocksberg, einer Muschelkalkerhebung, das in der Schlucht eine mächtige Kalksinter-Glocke entstehen ließ. Die Klingelbachschlucht wurde 1992 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt.

Foto:
– Vereiste Klingelbachschlucht (Quelle: Burkard Kuhn)


Via Publica

Napoleon

Napoleon

Im so genannten Codex Eberhardi (um1150) ist die Abschrift einer Urkunde aus dem Jahr 839 überliefert. In diesem Dokument geht es um einen Gebietstausch im Südostspessart, dessen Grenzen beschrieben werden. Neben einer „heristraza“ stellt auch eine „via publica“ einen Grenzabschnitt dar. Der Name „via publica“ ist eindeutig römischen Ursprungs und könnte um die Zeitenwende die bedeutendste römische Militärbasis Mainz mit dem Zweilegionenlager Marktbreit verbunden haben. Aus dieser „via publica“ entwickelte sich schließlich die Fernhandelsstraße Brüssel-Prag, die am Fuße des Klosters Triefenstein den Main überquerte. Ab 1615 hieß sie Poststraße.

Weitere Informationen >>hier


Römischer Ursprung – die Via Publica

Via Publica Dokument

Via Publica Dokument

„Via Publica“, übersetzt „öffentliche Straße“, ist eindeutig römischen Ursprungs. Die Römer unterschieden nach drei Arten von Wegen: „iter“ ist ein Fußpfad für den Fußverkehr; „actus“ erlaubt das Führen von Gespannen; „via“ sind öffentliche oder private Straßen zum Transport von schweren Lasten. Um die Zeitenwende könnte die hier genannte „Via Publica“ durch den Spessart die bedeutendste römische Militärbasis Mainz mit dem Zweilegionenlager Marktbreit verbunden haben. In einer auf das Jahr 839 zurückdatierten Urkunde wird die „Via Publica“ neben einer „heristraza“ genannt. Die beiden Straßen bilden einen Grenzabschnitt für ein Gebiet im Südostspessart, das dem Kloster Fulda gehörte. 1422 besitzen die Grafen von Wertheim bereits das Geleitrecht von Esselbach/Kredenbach bis nach Zell bei Würzburg. Aus dieser Geleitstraße entwickelte sich nach 1615 die Poststraße, die ab 1767 zur modernen Chaussee ausgebaut wurde.

Fotos:
– Ausschnitt aus der Urkundenabschrift von 839 (Staatsarchiv Marburg Dronke, CDF 655)


 

Fähre-Brücke

Weg 1 Tafel 4-2 Für Handel und Militär - Die lange Furt

ehem Fähre Lengfurt-Trennfeld

Die früheste Erwähnung einer Fähre in Lengfurt stammt aus dem Jahr 1102. Damals bestätigte Bischof Emehard von Würzburg die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Triefenstein. Zur Erstausstattung verlieh er auch das Fährrecht zu Lengfurt. Die Fähre an der Via Publica war für den Ort von großer Bedeutung. Händler und Reisende, die hier den Main überquerten, ermöglichten Gewerbetreibenden in Lengfurt ein gutes Einkommen. In Spitzenzeiten waren bei Eisgang oder Hochwasser zum Übersetzen der Postkutschen oder Gepäckwagen im Tag- und Nachtbetrieb bis zu 24 Männer beschäftigt. Der Fernverkehr wurde ab 1846, nach Eröffnung der Mainbrücke in Marktheidenfeld, dorthin umgeleitet. Als 1904 die Mainbrücke in Lengfurt eingeweiht wurde, war dies das Ende einer über 800jährigen Einrichtung, die berühmte Persönlichkeiten europäischer Geschichte oder Truppen jeweiliger Regenten übergesetzt hatte. Nach der Brückensprengung von 1945 war bis zur Einweihung der neuen Betonbrücke 1954 nochmals ein Fährdienst eingerichtet.


 

Weinbau

Kallmuth

Wasser diente den Menschen im Mittelalter in erster Linie dazu, ihr Essen damit zu kochen, den Wein zu strecken, Hafer- oder Gerstenbier daraus zu brauen oder das Vieh zu tränken.
Daher verwundert es nicht, dass nahezu jede Herdstätte einen eigenen kleinen Weinberg zur Selbstversorgung hatte. Dies war in allen vier Ortsteilen des Marktes Triefenstein so. Dazu kamen die großen Anbauflächen im Eigentum des Klosters, wie beispielsweise der Homburger Kallmuth; insbesondere Küfer aus Lengfurt besorgten im klösterlichen Weinkeller den Ausbau des Weines. In Rettersheim und Trennfeld wurde der Weinbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts vollständig aufgegeben. Lediglich einige Flurnamen, wie „Am langen Weinberg“ oder „Holzweinberg“ und zwischenzeitlich überwucherte Reste von Weinbergmauern geben Zeugnis davon.


 

Bildnachweis

Fotos:
– Ausschnitt aus der Karte der Grafschaft Wertheim (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6wenstein-Wertheim ; Historisches Museum Wertheim, Inv. Nr. K 2; siehe Chronik Homburg, Band 2, S. 89)
– historische Postkarte von Rettersheim (Foto elektronisch vorhanden „Starttafel – Rettersheim“)
– historische Postkarte von Trennfeld (siehe Chronik Trennfeld, S. 78; Quelle: Ansgar Navratil)
– historische Postkarte von Lengfurt (siehe Chronik Lengfurt, S. 137; Quelle: Edwin Götzner)
– historische Postkarte von Homburg (siehe Chronik Homburg, Band 1, S. 155; Quelle: A. Huller)
– Fähre (Quelle: Hermann Bader; Foto elektronisch vorhanden „Starttafel – Fähre“)
– Überfahrt Queen Viktoria (siehe Rückseite Chronik Trennfeld; Quelle: Privatbesitz Haus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Kreuzwertheim) – muss noch um Erlaubnis gefragt werden; Foto zum Scannen vorhanden).
– Ausschnitt aus der Urkundenabschrift von 839 (Quelle: Staatsarchiv Marburg, Dronke, CDF Nr. 655; siehe Chronik Bischbrunn, S. 39)