Weg 2 Tafel 7-1 Homburger Mühlen – Tradition seit über 600 Jahren

KuWaWe Weg 2 Tafel 7-1

KuWaWe Weg 2 Tafel 7-1

Weg 2 Tafel 7-1 Homburger Mühlen – Tradition seit über 600 Jahren

Standort: An der Steige mit Blick auf das Mühlenviertel in Homburg


 

Übersichtskarte: Kulturwanderwege Markt Triefenstein


Die Mühlen

Aus dem Jahr 1333 stammt vermutlich die erste Erwähnung von Homburger Mühlen, in denen Getreide vermahlen wurde: Conrad Zobel von Guttenberg, ein Würzburger Burgmann hier in Homburg, erhielt unter anderem „ein Burggesezze zu Hohenburg, 6 Pfund Häller von 3 Mühlen daselbst…“.

Die Mühlen wurden alle mit der Wasserkraft des Bischbachs angetrieben. Bemerkenswert dabei ist, dass es auf einer Bachlänge von nur 840 m – von der Quelle bis zur Mündung in den Main – hier einmal zehn Mühlen gab! Kurz nach dem Quellaustritt oberhalb des Ortes legten die Müller einen künstlichen Kanal mit zwei Gefällestufen von acht und sechs Metern an. Am Ende des Kanals vor dem Homburger Schloss, stürzte das Wasser 38 Meter bis zum Main hinab. Bis auf eine Ausnahme trieben oberschlächtige Wasserräder die Mühlen an, die über hölzerne oder stählerne Rinnen von oben gespeist wurden.

So gab es hier eine Papiermühle, eine Gips- und später Sägemühle sowie acht Getreidemühlen. Das älteste heute noch erhaltene Mühlengebäude ist die Weierichsmühle, die unterste, aus dem Jahr 1666.

Bildunterschriften:
Blick in das Homburger Mühlenviertel mit insgesamt sechs Mühlen um 1920
Ausschnitt aus dem Urplan mit den eingezeichneten Mühlenrädern um 1830
Luftaufnahme aus den 1960er Jahren: in Rot umrandet insgesamt neun der zehn Mühlen (ausgenommen die Papiermühle)

Weitere Informationen bekommen Sie direkt in der Papiermühle Homburg


Bis Ende des 19. Jh. gab es mindestens 54.000 wasserbetriebene Mühlen in Deutschland. Dicht aneinandergereiht auch an kleinsten Bachläufen innerhalb und außerhalb der Ortschaften waren die Mühlen Existenzgrundlage vieler Generationen vor uns.

Bemerkenswert für Homburg am Main ist, dass es hier einmal 10 Mühlen auf einer Bachlänge von nur 840 m gab! Kurz nach dem Quellaustritt oberhalb des Ortes legten die Müller einen künstlichen Kanal mit zwei Gefällestufen von 8 m und 6 m an. Am Ende des Kanals vor dem markanten Homburger Schloss, stürzte das Wasser 38 m bis zum Main hinab. Bis auf eine Ausnahme trieben oberschlächtige Wasserräder die Homburger Mühlen an, die über hölzerne oder stählerne Rinnen von oben gespeist wurden (die Kauthenmühle besaß wohl als Einzige ein unterschlächtiges Wasserrad).

So gab es in Homburg am Main eine Papiermühle, eine Gips- und später Sägemühle sowie 8 Getreidemühlen, wobei eine auch zeitweise als Wagnerei mit Wasserantrieb diente und eine 36 Jahre lang als Stromerzeuger für Homburg und Trennfeld genutzt wurde und nebenbei auch noch Lohe mahlte (Lohe = gemahlene Eichenrinde für die Gerbereien).

Die Homburger Mühlen um 1850, von der Quelle des Bischbach bis zum Main.
Die Bevölkerung benannte die Mühlen nach ihren Besitzern:

Papiermühle
Blanksche Mühle (Getreidemühle)
Kauthenmühle (Getreidemühle / Wagnerei mit Hand- und Wasserbetrieb)
Baumeistermühle (Gipsmühle / Sägemühle vom „Grawe-Hannes“)
Freundsche Schlossmühle (Getreidemühle, Stromerzeugung, Lohmühle)
Bender-Förstermühle (Getreidemühle)
Getreidemühle des Johann Kauth – später: Klopfermühle
Getreidemühle des Joseph Haun – später: Klopfermühle
Getreidemühle des Kaspar Träger – später: Weierichsmühle
Getreidemühle des Joseph Kauth – später: Weierichsmühle

Das größte Wasserrad

mit einem Durchmesser von stattlichen 8 m besaß und besitzt auch heute noch das Museum Papiermühle, das seit 1997 Strom produziert. Insgesamt sind heute noch 2 der Homburger Mühlen erhalten, 2 wurden abgerissen, 2 dienen als Lagerraum und 4 wurden zu Wohnhäusern umgebaut. Vor allem die Mühlen der sog. „Unterstadt“ Homburgs (Homburg am Main besaß von 1332 bis 1818 Stadtrecht) sind noch deutlich sichtbar – wenn auch heute ohne Wasserräder und als Wohnhäuser umgebaut. Stellenweise sind noch die Kalkablagerungen des Wasserradstrahls an den Hauswänden zu erkennen. Bis Mitte des 19. Jh. reihten sie sich mit 7 Wasserrädern wie eine Perlenkette an den Homburger Schlossberghang.

Dass die Homburger Mühlen keine „Eintagsfliegen“ waren, sondern mindestens 6 Jahrhunderte wichtiger Bestandteil des Homburger Gewerbes darstellten, lässt sich anhand verschiedenster Quellen dokumentieren. Die ältesten Mühlen befanden sich am steil abfallenden Berghang unterhalb des Homburger Schlosses. Eine erste Erwähnung von Getreidemühlen in Homburg finden wir schon im Jahr 1333, als an dieser Stelle 3 Mühlen von Burgmannen belehnt wurden. Im Salbuch von 1594 sind bereits 6 Mühlen unterhalb des Schlosses genannt, das Homburger Schatzungsprotokollbuch von 1700 verzeichnet 9 Mühlen. Diese befanden sich allesamt innerhalb der ehemaligen Stadtmauern Homburgs.

Ab Mitte des 19. Jh. geben neben Handbüchern vor allem Statistiken, Erhebungen, Kataster- und Besitzbücher genauere Auskunft über Anzahl, Art und vor allem den genauen Standort der Mühlen in Verbindung mit ihren Besitzern. So prägten um 1850, neben der Papier- und der Gipsmühle, die als einzige außerhalb der Stadtmauern lagen, 8 kleine Getreide-Lohnmühlen das Gewerbe dieses kleinen Ortes. Jeder dieser Mahlbetriebe besaß auch noch 1885 einen Mahl- und einen Schälgang und produzierte im Saison-Betrieb gerade einmal rund 1,5 t Mehl im Jahr. Da diese Menge kaum zum Leben reichte, besaßen diese Müller zusätzlich Landwirtschaft und Wald (sog. Landmüllerei). Der Fortbestand der Homburger Mühlen um 1900 war maßgeblich von diesem zusätzlichen Besitz abhängig. Je wohlhabender der Müller war, umso größere Chancen zeichneten sich in der wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit um die Jahrhundertwende ab, den Mahlbetrieb zu modernisieren oder umzustellen und so auch im 20. Jh. weiterzubestehen. So wurden drei kleinere Mühlen (Klopfermühle, Kauthenmühle, Bender-Förster-Mühle) zwischen 1890 und 1931 aufgegeben, verkauft und zu Wohn(stall)häusern umgestaltet.

Um 1920 konnten 3 Homburger Getreidemahlbetriebe modernisiert werden: die Blanksche Mühle, die Freundsche Schlossmühle und die Weierichsmühle. Sie wandelten sich mit neuen Walzenstühlen und Elevatoren, bald auch mit Diesel- und Elektromotoren, zu leistungsfähigen Kunstmühlen mit einer jährlichen Mehlproduktion von etwa 40 t. Diese drei Mühlen liefen noch bis Mitte der 1960er Jahre. Auch in der Papiermühle schaffte man bereits 1883 eine moderne Rundsiebmaschine an und stellte radikal auf Altpapier- statt Lumpenverwertung um. Die Papiermühle – übrigens eine der drei Letzten zu Besichtigenden in Deutschland – setzte den Schlusspunkt der bemerkenswerten Homburger Mühlenvergangenheit und schloss als letzte 1975 ihre Tore.

Früheste Aufzeichnungen:
(
Quelle: Dr. A. Amrhein (Pfarrer in Roßbrunn): Beitrag zur Geschichte des Schlosses Homburg (Hohenburg) a. M., Würzburg 1896, S. 173,176,190,191,193).

Dass es mindestens drei der Homburger Mühlen unterhalb des Schlosses schon im 14. Jh. gab, ist ohne Zweifel: Das ehemals fürstbischöfliche Schloss Homburg wurde als Burglehen an adlige Familien vergeben. Die wohl erste Erwähnung von Mühlen in Homburg, in denen Getreide vermahlen wurde, geht auf den 23.11.1333 zurück: Conrad Zobel von Guttenberg erhielt zu diesem Zeitpunkt unter anderem „ ein Burggesezze zu Hohenburg, 6 Pfund Häller von 3 Mühlen daselbst…“.

Weitere Burgmänner, welche die Mühlen bzw. deren Abgaben als Schlosslehen im 14./15. Jh. erhielten, waren:Conrad Jemmerer (1374:“… einen Hof gelegen vor der Burg mit Aeckern, Wiesen und Zugehörungen, eine Mühle an diesem Hofe…“)Rudolf von Tierberg (4.6.1401: „…allein das Burggut zu Hohenburg, ein Haus in der Stadt, 4 Morgen Weinberg und 5 Pfund Häller auf den Mühlen unter dem Schlosse…“)Rudolf von Tierbach (26.7.1412: „…5 Pfund Häller Geld von den Mühlen unter dem Schlosse…“)Fritz Stumpf von Schweinberg (1.6.1420: „… 5 Pfund Häller von den Mühlen…“)
Philipp Jemmerer (21.4.1446:“…eine Mühle gelegen unter Heintzen von Reinstein Hof mit 3 Mltr. Korn und 1 Fastnachtshuhn jährlich Gült,…“)
Hans Horneck von Hornberg (20.8.1456: : „… 5 Pfund Häller von den Mühlen…“)
Hans von Wittstadt (5.3.1477:“… 12 ½ turneß altes Geld von der Mühle unterm Schloß, welche Hans Renz, Georg Eyrich und Michel Trebs besitzen,…“)

Autorin: Stefanie Arz.